Neues vom Stadtschreiber: Frankfurter Wies`

Neues vom Stadtschreiber: Frankfurter Wies'
 

von Hans-Benno Hauf

Am 24. April 1873 verpachtet[1] Johann Justinian Georg Karl von Holzhausen zu Frankfurt mit Wirkung ab 01.01.1874 auf neun Jahre für jährlich tausend Gulden in gängigen Silbersorten die vor Ginsheim liegende Rheinaue an den Ginsheimer Bürgermeister Philipp Schneider VII und den Gemeindeeinnehmer Heinrich Schorr. 

Es ist seit dem späten Mittelalter ein begehrtes Stück dem Kaiser gehörendes Land, das an die Grafen von Nassau-Dietz zum Lehen gegeben ist. Die verleihen die Rheinaue zu Zeiten des Kaisers Ludwig des Bayern (1314-1347) als sogenanntes Afterlehen weiter an den kurmainzischen Kämmerer Clos von Gutenberg zur Nutzung. Daher führt die Aue den Namen „Cämmerersau“, verkürzt auch „Cammeraue“. Im Laufe der Jahrzehnte geht das Lehnsgut ab 1395 an das Geschlecht der Patrizierfamilie Zum Jungen in Mainz und verbleibt dort bis 1732, als es mit dem kaiserlichen Generalfeldmarschall Hieronymus zum Jungen  im Mannesstamm erlischt. So geht das Lehen auf die Erben im weiblichen Stamme, u.a. an die Familie von Holzhausen über, die seit 1245 zu den angesehensten Patrizierfamilien in Frankfurt gehört[3]. Einhergehend mit dem Besitzer wechselt auch die Bezeichnung für das Land in Holzhausensche Aue. Schon bald setzt sich aber auch in Pachtverträgen bis heute „Frankfurter Wiese“ durch. Im Jahr 1910 erteilt das großherzogliche Ministerium den gemeinsamen Pächtern die Genehmigung zur Überbrückung der Schwarzbach. Es dauert aber bis 1914, als das Vorhaben einer Brücke der neuen Besitzer der Frankfurter Wies`, Philipp Reinheimer I, Friedrich Schneider II, Wilhelm Fauth und Wilhelm Stahl, am „Wässerchen“ in die Tat umgesetzt werden kann[4]. Heute bewirtschaftet eine Erbengemeinschaft das ehemalige begehrte kaiserliche Lehen zwischen Schwarzbach und Altrhein.


[1] Vertrag im hist. Archiv Heimatmuseum GiGu

[2] Bild HBHauf 03.04.2021

[3] Daten aus Heinrich Weinheimer: Entstehung und Geschichte unserer Rheinauen

[4] siehe auch Artikel „Die Schwarzbachbrücke“, H.-B. Hauf, 2012

 

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