Neues vom Stadtschreiber: Der Friedhof in Gustavsburg

Grabstein
 

von Hans-Benno Hauf

Vor der Anlegung des Friedhofes im Jahre 1909 können die Gustavsburger ihre letzte Ruhestätte nur auswärts finden. Für vierzig Jahre führen die Leichenzüge zum alten Ginsheimer Friedhof in der Neckarstraße[1] und seit der Jahrhundertwende ist der Weg noch ein paar hundert Meter weiter bis zum Friedhof im Simonsgrund an der Bauschheimer Straße[2]. Nachdem die Verhandlungen zur Anlegung eines gemeinsamen Friedhofs zwischen den beiden Ortsteilen scheitern, setzt sich der rührige Vorsitzende des Gustavsburger Bürgervereins, Direktor Jakob Fischer[3], für die Errichtung eines ortsnahen eigenen Friedhofs ein. Während die von ihm betriebenen Projekte der Schule, Gas- und Wasserversorgung und der Ortsbauplan noch zu seinen Lebzeiten Verwirklichung finden, sollte er die Einweihung des Friedhofs nicht mehr erleben. 1908 beginnen hierzu die Vorarbeiten. Der Ginsheimer Schlossermeister Philipp Schroth errichtet die Einfriedigung für 2 Mark 75 Pfennige pro laufenden Meter Drahtgeflecht mit Posten und für 210 Mark das Friedhoftor, Wagnermeister Adam Dauborn installiert eine Wasserpumpe. Der Gemeinderat beschließt das Inkrafttreten[4] einer Friedhofsordnung für Gustavsburg und nach Eröffnung ist Gastwirt Wilhelm Schneider, der Wirt des Lokals „Froschkaut“[5] der erste bestattete[6] Bürger. Zwanzig Jahre dauert es, bis 1929 eine Friedhofshalle gebaut wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg errichten Flüchtlinge auf dem Friedhof ein großes Holzkreuz zum Gedenken der Toten in der Heimat. Es wird von Flüchtlingsobmann Karl Schlosser eingeweiht. Mit Wirkung vom 01. September 1951 beschließt die Gemeindevertretung am 29. August eine gebührenfreie Leichen-bestattung und in gleicher Sitzung die Beschaffung einer elektro-akustischen Läuteanlage auf dem Friedhof. 1953 wird eine Friedhofswärter-Wohnung mit Klosettanlage gebaut, 1958 eine abgängig gewordene Glocke der katholischen Kirchengemeinde gekauft, die neue Glocken für die Kirche beschafft.  Ebenfalls 1958 werden die Planungen zur Erweiterung des Friedhofs veröffentlicht. Sie liegt im Gemarkungsteil „Höchster“, der höchsten Stelle der Gegend, die in der Zeit der Karolinger[7] besiedelt ist und durch Funde von Keramik und Grabbeigaben belegt ist. Dass diese Erde ein geschichtsträchtiger Boden ist zeigen alte Karten mit Stellungen kaiserlicher Truppen bei der Belagerung des französischen Mainz und von Kanonenkugeln von 1793. Nach Umbau der Friedhofshalle und Errichtung eines Glockenturms mit Mahnmal an die Opfer der Kriege erfolgt am 15.11.1964 die Übergabe an die Öffentlichkeit. Wegen Risse im Glockenturm wird das Geläut im September 1999 eingestellt und eine Sanierung eingeleitet.



[1] 1847 eingeweiht

[2] am 24. Mai 1900 der Bestimmung übergeben

[3] 1908 verstorben

[4] am 22.04.1909, verkündet im Amtsblatt des Kreises Groß-Gerau Nr. 19 vom 8. Mai

[5] eröffnet 1889 in Nähe des Wassertümpels „Froschkaut“ genannt

[6] Bild HBHauf 2021

[7] 751 – 911 n. Chr.

 

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