Neues vom Stadtschreiber: Bürgermeister Otto Wanner

Otto Wanner
 

von Hans-Benno Hauf

Bürgermeister Otto Wanner, 22.12.1884 in Calw bis 22.02.1951 in Gustavsburg[1], wohnhaft Friedrich-Ebert-Straße 18, beschäftigt bei der MAN, seit 1904 Mitglied in der SPD und in der Gewerkschaftsbewegung tätig. 1920 für Ginsheim in der Kommission zur Eingemeindung in die Stadt Mainz und im Beirat des Gemeinderats zur Fürsorgestelle. 1922 als Gemeinderat wiedergewählt. Während der „Separatistenbewegung“ 1923 organisiert er den Selbstschutz der Ginsheimer Bürger gegen die in dieser Gegend eifernden „Separatisten“. Am 06.12.1928 als Bademeister in Ginsheim von der Gemeinde eingestellt. Im Gemeinderat stimmt er am 12.10.1929 der Eingemeindung nach Mainz zu. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus allen kommunalpolitischen Ämtern entlassen, kommt er nach langer Arbeitslosigkeit als Bohrer bei Opel Rüsselsheim unter. Nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20.Juli 1944 wird er am 22.08. in der Aktion „Gitter“ von der Kripo Mainz festgenommen und im Fort „Stahlberg“ inhaftiert. Obwohl die Kreisleitung der NSDAP Mainz festhält, daß Otto Wanner seit „1933 nicht mehr in Erscheinung“ getreten ist und „im Allgemeinen nichts Nachteiliges bekannt geworden“ sei, wird er in das Konzentrationslager Dachau überführt.

Hans Rauch, schon seit 1941 in Dachau inhaftiert, berichtet später: „Unten war die Werkstatt und oben die Kleiderkammer, wo die Neuankömmlinge die Sachen abgeben mußten. Eben waren wieder welche angekommen und warteten vor der Baracke. Da erkannte ich Otto Wanner. Er fragte mich: Ei, Bub, willste `ne Ginsemer Birn?“. Dann mußte auch er alle Sachen abgeben. Sie kamen in das Bad und wurden kalt abgespritzt; dann erhielten sie Häftlingskleidung. Otto Wanner war klein von Wuchs, er bekam viel zu große Kleider. Das machten die SS-Leute öfter, damit die Häftlinge möglichst „komisch“ wirken sollten. Ich hab dann für anständige Kleider gesorgt, ich kannte ja den Zuständigen von der Kleiderkammer – auch ein „politischer Häftling.[2]“ Nach der Entlassung aus Dachau am 12. 09. 1944 arbeitet er wieder bei Opel. Im April von der amerikanischen Besatzung in Ginsheim als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt, wird Otto Wanner nach den ersten freien Wahlen 1948 als hauptamtlicher Beigeordneter und Ginsheimer Dienststellenleiter bestätigt. Krankheitsbedingt muss er sein Amt am 31.12.1950 niederlegen. Am 66. Geburtstag ernennt ihn die Gemeindevertretung zum Ehrenbürger.


[1] L. Kakucs Das Leben in Ginsheim-Gustavsburg im Wandel der Zeit

[2] aus Christine Hartwig-Thürmer: Die Mainspitze unterm Hakenkreuz 1933-1945 S. 97

 

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