Neues vom Stadtschreiber: Togitio – Reitergrabstele

Togitio - Reitergrabstele
 

von Hans-Benno Hauf

Ob es seinen Standort in einer römischen Niederlassung auf der Mainspitze hatte oder an einer der beiden in Gustavsburg zusammentreffenden Römerstraßen aufgestellt war, lässt sich nicht feststellen. Die Schweden entdeckten den Stein 1632 bei Fundamentgründung der Festung Gustavsburg und mauerten ihn zusammen mit vier weiteren Steinfunden[1] neben der Eingangspforte ein. Kurfürst Johann Philipp ließ ihn bei der Schleifung der Festung nach Mainz bringen. Hier stand er lange in der Albansschanze und wurde 1765/1766 nach Mannheim in das Museum des Kurfürsten von der Pfalz gebracht. Heute befindet sich das Original im dortigen Reiss-Engelhorn-Museum. Gefertigt aus hellem Sandstein[2] in den Mainzer Steinmetzwerkstätten in der Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. Es zeigt Togitio, Sohn des Solimarus[3], ein Lingoner. Er war wahrscheinlich Reiter einer in Mainz stationierten römischen Hilfstruppe. Die Lingoner, ein keltisches Volk in Gallien, siedelten in der französischen Region der heutigen Champagne. Eine Kopie der Grabstele, gefertigt von dem Kasteler Bildhauer A. Winter, wurde im August 1961 als geschichtlicher Akzent im Rathaus Gustavsburg aufgestellt.


Quellen: Erich Neliba in „Die Burg“ Nr. 13/1961; Stefan Adeleanu und Jonas Osnabrügge in „Die römischen Steindenkmäler in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim“ 2021; Bild © Carolin Breckle mit frdl. Genehmigung REM Mannheim 2020

[1] gefunden mit „viel alten Gemäwer (Gemäuer) von Romanischen Gebäwen (Gebäuden) und Bildern unter der Erden“, abgezeichnet 1646 und veröffentlicht in einem Kupferstich von Merian

[2] in den Maßen 139 x 77 x 28,5 cm

[3] beide Namen keltischen Ursprungs

 

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